April 2019 Archiv

Vater ohne Rechte demonstriert seit 7 Wochen in Salzburg

 

 

Und wieder setzt ein Vater ein Zeichen und versucht die Salzburger Bevölkerung auf  sein Schicksal als Beispiel von tausenden "Einzelfällen" hinzuweisen. Salzburg24 interviewte den Vater und frug bei Martin Morauf , dem Obmann von Väter ohne Rechte und anderen nach.

"Vater ohne Rechte" kämpft um Tochter

"Will nicht nur Besucher sein"

„Vater ohne Rechte“ steht auf dem selbstgebastelten Schild, das Josef S. (Name von der Redaktion geändert) in den Händen hält. Seit sieben Wochen steht er damit beinahe täglich auf öffentlichen Plätzen in der Stadt Salzburg und im Pinzgau. Es ist ein Kampf um seine Tochter und ein stiller Protest gegen das Rechtssystem, sagt er. Wir haben uns seine Geschichte angehört.

Seine Tochter wird bald 14 Jahre alt und wohnt bei ihrer Mutter im Pinzgau. Sie hat das Sorgerecht. Josef S. (59) darf sie jeden zweiten Donnerstag und alle 14 Tage ein Wochenende lang sehen. Das hat das Gericht so bestimmt. Insgesamt käme er so auf eine gemeinsame Zeit mit seiner Tochter von etwa 80 Tagen pro Jahr. Doch die Realität sehe anders aus, sagt S. im Interview mit SALZBURG24. Von Seiten der Mutter kämen immer wieder vermeintliche Gründe, warum er sein Kind nun doch nicht sehen könne – auch dann, wenn er den Weg von knapp zwei Autostunden von Pfaffstätt (Bezirk Braunau) in Oberösterreich in den Pinzgau schon hinter sich hat und vor der Haustüre steht. Und seit Mitte Februar komme es zu gar keinen Treffen mehr – für Josef S. nicht nachvollziehbar. „Wir haben eigentlich ein inniges Verhältnis, aber seit Anfang April antwortet sie kaum noch auf meine SMS.“ Hat sie sich entfremdet?

„Ich will Vater, nicht Besucher sein“

Josef S. ist mit jener Ohnmacht konfrontiert, die Väter zu spüren bekommen, die eine gleichberechtigte Elternschaft möchten, diese aber im Alltag nicht durchsetzen können. Hat ein Paar ein gemeinsames Kind und es kommt zur Trennung, würden die Väter in der Frage rund um die Obsorge meist diskriminiert, kritisieren etwa Vereine wie Vaterverbot oder Väter ohne Rechte. Die derzeitige Obsorgeregelung gebe jenem Elternteil, das die Obsorge über das Kind zugesprochen bekomme, die Entscheidungsgewalt darüber, ob, wie oft und wie lange der Besuchsberechtigte sein Kind sehen könne.

„Ich bin kein Einzelfall“, sagt S.. „Es ist mir eine Herzensangelegenheit, auf dieses gesellschaftliche Tabuthema aufmerksam zu machen.“ Die permanente Anspannung und der Streit zwischen den Eltern bringe die Kinder in Konflikte und gefährde deren Entwicklung. „Ich merke das bei meiner Tochter, sie ist jetzt in der Pubertät und wirkt mehr und mehr zurückgezogen. Ich komme nur noch schwer an sie ran“, berichtet S. aus eigener Erfahrung. Er erfahre auch nichts über die Termine in der Schule, wie Elternsprechtage, oder Arzttermine seiner Tochter. „Eigentlich müsste mich die Kindsmutter laut Beschluss darüber informieren“, schildert der 59-Jährige.

Sind Väter Eltern zweiter Klasse?

Mit solchen und ähnlichen Problematiken ist der Verein „Väter ohne Rechte“, der sich als NGO für Kinderrechte versteht, regelmäßig konfrontiert. „Wenn die Mutter das Kontaktrecht ignoriert – also zum Beispiel die Tür nicht aufmacht, wenn der Vater läutet oder sagt, das Kind sei krank oder auf einer Geburtstagsfeier, dann kann sie das Monate, manchmal sogar Jahre lang spielen, ohne dass etwas passiert“, erklärt der Obmann des Vereins, Martin Morauf auf SALZBURG24-Anfrage.

90 Prozent aller Trennungskinder leben in Österreich ausschließlich im Haushalt der Mutter. Väter haben ein Kontaktrecht und sind unterhaltspflichtig. Im Jahr 2015 hat der Europarat einstimmig beschlossen, dass in allen Mitgliedsstaaten gleichteilige und gleichberechtigte Betreuungsformen eingeführt werden sollen. „Das ist in Österreich bis heute geflissentlich ignoriert worden“, so Morauf.

Zwar habe sich die Situation in den letzten Jahren leicht verbessert, doch Väter würden vor Gericht nach wie vor als Elternteile zweiter Klasse behandelt, lautet die scharfe Kritik. Das treffe vor allem bei unverheirateten Vätern zu. „Wenn die Mutter, die das alleinige Obsorgerecht hat, den Kontakt nicht möchte, hat der Vater keinerlei Rechte an seinen Kindern. Es ist eine Diskriminierung par excellence, dass der Vater vor Gericht darum kämpfen muss, Vater sein zu dürfen“, sagt Morauf.

Kein rechtliches, sondern gesellschaftliches Problem

Familienrechtsexperte Johannes Koman beurteilt die Kritik des Vereins zwar als „berechtigt“, erkennt aus seiner Sicht jedoch eher ein gesellschaftliches, als ein rechtliches Problem. „Die meisten Familien leben in den klassischen Rollenbildern und Mütter widmen den gemeinsamen Kindern in aller Regel mehr Zeit. Diese Tatsache wird von den Gerichten natürlich gewertet“, schildert der Anwalt gegenüber S24. Männer, die nach Trennungen ihre Vaterrolle gleichberechtigt neben der Mutter übernehmen wollen, seien erfahrungsgemäß noch in der Minderheit und hätten es tatsächlich schwer, dies – gegen den Willen der Mutter – durchzusetzen, zumal die Gerichte selten Vorreiter in Sachen fortschrittlicher Betrachtungsweisen seien, bewertet Koman die derzeitige Situation.

Josef S. will nicht aufgeben und weiterkämpfen. Er sucht den Kontakt zu Eltern, die Ähnliches erleben oder erlebt haben. S. protestiert vor dem Schloss Mirabell, dem Bezirksgericht und vor dem ORF-Gebäude in der Stadt Salzburg. Im Pinzgau trifft man ihn vor der Bezirkshauptmannschaft Zell am See. „Ich schreibe meiner Tochter fast täglich, egal ob sie antwortet oder nicht. Sie soll einfach wissen, dass ich als ihr Papa da bin, wenn sie mich braucht.“

 

Link: https://www.salzburg24.at/news/salzburg/vater-ohne-rechte-kaempft-um-seine-tochter-69543586

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Väter ohne Rechte trifft Familiensprecherin der SPÖ Frau Birgit Silvia Sandler

Martin Morauf (Obmann VoR), Familiensprecherin SPÖ Birgit Silvia Sandler, Maximilian Urban (VoR)

 

Am 29.03.2019 traf die Kinderschutz-NGO »Väter ohne Rechte« – vertreten durch Obmann Martin Morauf und Dipl.-Ing. Maximilian Urban – die Familiensprecherin der SPÖ, Frau Birgit Silvia Sandler. Frau Sandler ist seit 2017 Nationalratsabgeordnete, der Name »Väter ohne Rechte« war ihr zwar schon bekannt, die Menschen dahinter wurden aber dem Hörensagen nach als "extrem" bzw. "wild" dargestellt. Wir danken Frau Sandler, dass sie bereit war, sich ein persönliches Bild von unserem Verein und seinen Organen zu machen. Aus unserer Sicht ist es uns auch gelungen, das falsche Bild zu korrigieren und darzulegen, dass der Verein äußerst konstruktiv im Sinne der Kinderrechte agiert.

In diesem Sinne wurden nach einer einleitenden Vorstellung des Vereines unsere Arbeitsweise (Lobbying und Betroffenenbetreuung) und unsere Ziele erklärt: Doppelresidenz, Gemeinsame Obsorge, Unterhalt und die Abschwächung der Schwierigkeiten bei Gericht, die vor allem Väter und Kinder treffen. Zu allen Themen konnten wir unsere Fachkenntnisse unter Beweis stellen. Frau Sandler konnte sich davon überzeugen, dass der Verein ein hohes Fachwissen besitzt und lösungsorientiert handelt. Frau Sandler machte sich viele Notizen zu den oben genannten Themen und vor allem zu den - auch ihr - teilweise völlig unbekannten Zuständen im österreichischen Familienrecht.

Wir konfrontierten Frau Sandler auch mit dem Umstand, dass viele Väter nicht nachvollziehen könnten, dass eine Partei, die sich der Einhaltung von Menschenrechten und der Gleichberechtigung verschrieben hat, diese völlig außer Acht lässt, wenn es um das Recht von Kindern auf beide Eltern oder um die Gleichberechtigung von Vätern im Familienrecht geht.

Überraschender Weise erklärte uns Frau Sandler, dass, im Sinne des modernen Gesellschaftsbildes, die SPÖ schon immer für gleiche Pflichten in der Kinderbetreuung war und ist und daher auch für die Doppelresidenz. Sie konnte deshalb kaum glauben, dass es gerade die SPÖ war, die bislang die völlige Gleichberechtigung von Vätern zum Wohle der Kinder abgelehnt hatte. Sie musste erstaunt zur Kenntnis nehmen, dass es die derzeit mitregierende FPÖ ist, die diese Gleichberechtigung eher vorantreibt. Bis dato meinte sie, dass diese Partei das konservative Familienbild präferiert, bei dem die Mutter die Kinder allein zu erziehen habe.

Auch in der Frage der Unterhaltsproblematik, die leider auch vielfach von PolitikerInnen falsch dargestellt wird, gelang es uns, Frau Sandler über die tatsächlichen Gegebenheiten aufzuklären. Des Weiteren konnten wir anhand der - in Österreich nach wie vor und völlig unverständlicherweise nicht anerkannten - Krankheit PAS (Parential Alienation Syndrom, Eltern-Kind-Entfremdung) darlegen, warum das Cochemer Modell dem Kindeswohl am meisten dient und daher in Österreich eingeführt werden sollte.

Leider mussten wir feststellen, dass sich offensichtlich jede Parteiauf die andere ausredet, warum die Gleichberechtigung von Vätern im Familienrecht nicht endlich umgesetzt wird.

Im Verlauf des fast zweistündigen Gespräches konnten wir in vielen Punkten inhaltliche Übereinstimmungen feststellen. So zum Beispiel, dass das derzeitige System denjenigen Elternteil, dem es gelingt, sich die alleinige Betreuung der gemeinsamen Kinder zu sichern, finanziell belohnt, statt positive Anreize zu einer konsensualen Zusammenarbeit zu setzen. Auch darüber, dass das Residenzmodell nicht nur für Kinder und den nicht obsorgeberechtigten Elternteil - zumeist die Väter - nachteilig ist, sondern auch den betroffenen Müttern massive Nachteile am Arbeitsmarkt bringt (Gender-Pay-Gap, Gefahr von Altersarmut, e.a.), herrschte Einigkeit.

Wir danken der Abgeordneten zum Nationalrat, Frau Birgit Silvia Sandler, für das Gespräch, die gute Atmosphäre und vor allem für ihr Interesse an den tatsächlichen Gegebenheiten des österreichischen Familienrechts.

 

 

 


Mit Herz und Verstand.

Im Auftrag unserer Kinder!

  
  

 

 

 

 

 

 

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